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was macht der

Dachverband Freie Suchtselbsthilfe?
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„Unter Konsumkompetenz verstehen wir die Fähigkeiten, die dem einzelnen Suchtkranken oder -gefährdeten dabei helfen, das Konsumverhalten so zu gestalten, dass die eigene körperliche, geistige und soziale Gesundheit, aber auch die Gesundheit des Umfelds wieder erhalten wird.“

Am 10.10.2018 gründeten wir den Dachverband Freie Suchtselbsthilfe, DFS e.V. für die gesundheitsorientierte Suchtselbsthilfe unter Einbeziehung der zieloffenen auf Konsumkompetenz und nicht mehr nur ausschließlich auf die Abstinenz gerichteten Lösungs- und Lebensweise in der Suchtselbsthilfe.
Wir wollen betroffene Suchtkranke und Suchtgefährdete und ihre Angehörigen sehr früh und niedrigschwellig erreichen, motivieren und in die Selbsthilfe integrieren. Sie sollen dabei Wahlfreiheit haben, entweder über die Wiedererlangung einer Konsumkompetenz oder die Abstinenz ihren eigenen Weg selbst zu finden und zu bestimmen. Das nennen wir selbstbestimmte Gesundheits- und Lebenskompetenz.

  • Bezogen auf den Suchtkontext besteht die Konsumkompetenz einer Person in ihren Fähigkeiten für einen gesunden Umgang mit all jenen psychoaktiven Substanzen und Verhaltensweisen mit Abhängigkeitspotenzial, die in ihrem persönlichen Lebensumfeld verfügbar sind. Um spezifische Konsumkompetenzen auszubilden, ist das Individuum auf folgende generelle Fähigkeiten angewiesen:

    • Die Fähigkeit zur effektiven Informationssuche und -verarbeitung.
      Diese ermöglicht es, aus öffentlich zugänglichen Informationen und Erfahrungen im eigenen Lebensumfeld Wissen und Einstellungen zum Konsum von Substanzen und Verhaltensweisen zu generieren. Dazu gehören Informationen sowohl zu den schädlichen wie auch zu den günstigen Wirkungen und Konsumfolgen für das Individuum, sein Umfeld und die Gesellschaft als Ganzes.
    • Die Fähigkeit zur Einschätzung der Motive und Bedürfnisse,
      die den eigenen Konsumwünschen zu Grunde liegen, und die Fähigkeit zum Umgang mit Emotionen, die mit dem Konsum verbunden sind. Dazu gehören nicht nur Vergessen, Kompensation oder Linderung von psychischen, physischen und sozialen Problemen, sondern auch Genuss und sinnliches Lustempfinden, Rauscherleben und Selbstentgrenzung, soziale Zugehörigkeit, Normenverstoß oder die Suche nach Gefahr und Risiko. Die kritische Bedürfnisreflexion erlaubt eine Abwägung zwischen dem angestrebten persönlichen Gewinn und den zu erwartenden positiven und negativen Folgen des Konsums.
    • Die Fähigkeit, Wissen, Einstellungen, Bedürfnisse und Emotionen in konsistente Konsumhaltungen und schließlich in entsprechendes Handeln umzusetzen.
      Unterstützend wirken dabei grundlegende Kompetenzen der Selbstwahrnehmung, Fähigkeiten zur Bewältigung von Konflikten und Drucksituationen, aber auch Strategien zur Reduktion der Gefährdung in Risikosituationen. Rituale und Konsumroutinen können risikoarme, genussorientierte Konsumformen stabilisieren. Ebenso können Verweigerungsroutinen den Konsumverzicht vereinfachen. Beides entlastet das Individuum von der Herausforderung, laufend bewusst „richtige“ Entscheide treffen zu müssen.

    Diese drei Fähigkeiten helfen dem Individuum, einen Ausgleich zwischen unbewussten Handlungsimpulsen und reflektierten Entscheiden zu finden. Sie bilden so ein komplexes System der Handlungskontrolle. Weil sich die dafür zuständigen Hirnregionen zum Teil erst in der Pubertät und Adoleszenz entwickeln, dauert es bis ins Erwachsenenalter hinein, bis die neurobiologischen Voraussetzungen für kompetentes Konsumverhalten überhaupt voll ausgebildet sind.

    „Konsumkompetenz ist kein Zielzustand, sondern eine dynamische Ressource.“

    Konsumkompetenz wird durch informelles Lernen vornehmlich in der Familie und in Peer-Groups erworben und entwickelt sich durch mehr oder weniger beabsichtigte Angebote der Information, Bildung und Beratung. Die rasche Entwicklung des Konsumangebots, aber auch die Flüchtigkeit von Konsumstilen führen dazu, dass sich die Anforderungen an die Konsumierenden fortlaufend verändern.
    Aus diesem Grund wird die Entwicklung von Konsumkompetenz zunehmend zu einer Aufgabe des lebenslangen Lernens. Zum Erlernen und zur Stabilisierung von Konsumkompetenz unterstützt der DFS e.V. mit Kursen, Trainings, Projekten und Coachings mit individuellen Zielfokussierungen. So entstehen in der Suchtselbsthilfe Angebote und neue Möglichkeiten für bisher unerreichte oder nicht angesprochene Suchtkranke und Suchtgefährdete und ihre Angehörigen.

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